Die griechischen Mythen. Sonderausgabe des Philosophie Magazin

Ich gebe zu, ich war bisher kein Freund des Philosophie Magazins. Eine Popularisierung von Philosophie kann zu schnell in Verflachung à la Publikumsgeschmack oder in Ideologie à la Regierungsgeschmack geraten. Beides ist mir zuwider. Von beidem waren die Ausgaben des Magazins, welche ich bisher gelesen habe, leider nicht frei. Auch der Titel dieses Sonderheftes liess Schlimmes ahnen: »Was sie (die Mythen) über uns verraten«.

Mythen verraten nichts, Mythen sind Erzählweisen von Erfahrungen, vor allem in symbolischer Form. Deshalb können wir etwas durch sie erfahren, auch über uns.

Die neue Sonderausgabe des »Philosophie Magazin« aber, ab 18.06.2014 verfügbar, ist eine Überraschung.

Die sachliche Darstellung typischer Mythen des Altertums, von Hesiods Theogonie bis zu Sisyphos wird verbunden mit einer geradezu genialen Auswahl von Texten bedeutender Denkerinnen und Denker, wundervollen Photos, je einem Datenblatt zu den Heldinnen und Helden der jeweiligen Mythen, von Ödipus und Antigone, Prometheus und Epimetheus, Daidalos und Pandora, Tantalos und Narziss, Orpheus, Argos und Medusa, Herakles, Ariadne und Sisyphos. Dazu kommt ein gut gestalteter, ungekünstelter, lesbarer Schriftsatz, eine schöne Arbeit mit leerem Raum, welcher den Augen Platz zum Denken lässt.

Für Neulinge als auch für belesene Philosophen bietet sich dieses Heft als Einführung ohne Geschwätz und Schnickschnack an, mit immer wieder im Text auftauchenden Überraschungen: »Oh, das habe ich ja noch gar nicht gesehen!«

Das Heft sättigt nicht, aber hinterlässt die Leserinnen und Leser auch nicht hungrig. Es macht Appetit auf mehr Philosophie. Genau das erwarte ich von einem Philosophie Magazin, genau das habe ich erhalten. Empfehlenswert!